Joanna Peprah

Rassismus und (Post)kolonialismus im Gesundheitswesen

Rassismus und (Post)kolonialismus im Gesundheitswesen
sind tief verwurzelte Probleme, die oft übersehen werden. Als staatlich anerkannte Physiotherapeutin, Entspannungstherapeutin und Aktivistin setze ich mich seit Jahren intensiv mit den Auswirkungen von Rassismus auf Patient:innen, Pflegepersonal und medizinisches Fachpersonal auseinander. Im Rahmen meiner Arbeit für die Stadt Köln habe ich einen umfassenden Maßnahmenplan gegen Rassismus und (Post)kolonialismus im Gesundheitswesen mitentwickelt.
Ich fordere mehr Sensibilität im Umgang mit rassistischer Diskriminierung, insbesondere in Bezug auf die strukturellen Benachteiligungen, denen Schwarze Menschen und andere marginalisierte Gruppen ausgesetzt sind. Außerdem betone ich die Notwendigkeit rassismuskritischer Bildung im Gesundheitswesen sowie von mehrsprachigen Angeboten, leicht verständlicher Sprache und Gebärdensprache, um allen Patient:innen gerecht zu werden.
Ich sehe die Rekrutierung von Pflegekräften aus dem Ausland kritisch, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage in Deutschland und der fortwährenden Ausbeutung migrantischer Arbeitskräfte. Ein Beispiel dafür ist die Behandlung mosambikanischer Gastarbeiter:innen in der ehemaligen DDR, die in den 1970er- und 1980er-Jahren unter schlechten Arbeitsbedingungen und rassistischer Diskriminierung litten, auch im medizinischen Bereich. Ähnlich erging es vielen ausländischen Pflegekräften in der ehemaligen BRD, die aus Ländern wie der Türkei und Südkorea angeworben wurden, um den Pflegenotstand zu bewältigen, aber oft Benachteiligung und strukturellem Rassismus ausgesetzt waren.
Die Daten des Afrozensus 2020 zeigen deutlich, wie verbreitet Diskriminierungserfahrungen im Gesundheitswesen sind. Fast zwei Drittel der befragten Schwarzen Menschen haben in den letzten zwei Jahren Rassismus in diesem Bereich erlebt. Deshalb plädiere ich für nachhaltige Maßnahmen, um rassistische Vorfälle zu dokumentieren, aufzuarbeiten und unabhängige Beschwerdestrukturen zu etablieren.
Neben meiner Arbeit im Gesundheitswesen bin ich auch Teil des von Oberbürgermeisterin Henriette Reker 2022 berufenen Expert:innengremiums „(Post)koloniales Erbe Kölns“ (2022-2024). In dieser Funktion setze ich mich für die kritische Aufarbeitung des kolonialen Erbes der Stadt Köln ein und arbeite an Projekten, die darauf abzielen, die Geschichte und die Auswirkungen des Kolonialismus sichtbar zu machen.